Der ehemalige griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras (2015-2019) arbeitet offenbar weiter an seinem Comeback. Am 24. November soll laut Medien ein von ihm verfasstes Buch erscheinen. Es trägt den Titel “Ithaka” und berichtet über die turbulente Regierungszeit des Linkspopulisten während der damaligen Finanz- und Wirtschaftskrise. Beschrieben werden etwa die seinerzeitigen Verhandlungen mit den Geldgebern und die Pläne, Griechenland aus der EU zu verbannen.

Es handelt sich laut Medienberichten um eine Art Abrechnung mit autobiografischen Zügen. Der Verlag verspricht einen “politischen Thriller”, der “auf Tatsachen basiert”. Tsipras erklärte, er verstehe das Buch als “Verpflichtung gegenüber der Geschichte und den Bürgern”. Er wolle darin “alle bekannten und unbekannten Aspekte” seiner Amtszeit beleuchten und “die Wahrheit wiederherstellen”.

Via Social Media veröffentlichte Tsipras zuletzt nach und nach Einzelheiten über den Inhalt. So berichtet er in dem Buch offenbar über zahlreiche Treffen mit EU-Spitzenpolitikern, etwa mit der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Laut der deutschsprachigen “Griechenland-Zeitung” ist darin aber auch über die Kinder- und Jugendjahre von Tsipras und seine Zeit in der kommunistischen Jugendbewegung zu lesen.

“Es ist Zeit, meine Wahrheit zu erfahren”

Im Vorspann stellt der Verfasser demnach fest, dass man sicher schon viel über die “damaligen dramatischen Geschehnisse” gelesen habe. Nun sei es an der Zeit, “auch die Wahrheit zu erfahren, wie ich sie erlebt habe – meine Wahrheit”. Es handle sich nicht nur um eine “Erzählung der Vergangenheit”, sondern auch um einen “Versuch, die Gegenwart zu verstehen: zu erkennen, wie wir bis hierher gelangt sind”.

Der Titel “Ithaka” bezieht sich wohl auf die gleichnamige Insel im Ionischen Meer, die untrennbar mit dem mythischen Helden Odysseus verbunden ist. In Homers antikem Epos “Die Odyssee” ist Ithaka die Heimatinsel, auf die Odysseus nach dem Trojanischen Krieg nach einer zehnjährigen Irrfahrt zu seiner Frau Penelope und seinem Sohn Telemach zurückkehrt. Tsipras hielt 2018 eine Fernsehansprache von der Insel Ithaka, um das offizielle Ende der internationalen Rettungsprogramme und der damit verbundenen Austeritätsmaßnahmen in Griechenland zu verkünden.

In Griechenland mehren sich schon länger Berichte, wonach der 51-Jährige ein politisches Comeback vorbereitet. Tsipras war 2015 mit seiner linkspopulistischen SYRIZA-Partei auf dem Höhepunkt der griechischen Schuldenkrise mit einem Anti-Sparprogramm an die Macht gestürmt. Er führte als Regierungschef gemeinsam mit dem damaligen Finanzminister Yannis Varoufakis heftige Verhandlungen mit internationalen Kreditgebern und lag insbesondere mit Deutschland im Clinch, weil der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) innerhalb der EU-Länder einen extrem harten Kurs gegen die griechische Linksregierung fuhr.

Tsipras wurde jedoch 2019 abgewählt, weil er als Regierungschef die nicht zuletzt von der EU geforderten Sparmaßnahmen akzeptieren musste, gegen die er in der Opposition gekämpft hatte. Mitte Oktober hatte sich Tsipras als Abgeordneter der SYRIZA-Partei zurückgezogen, gleichzeitig aber erklärt, dass er die Politik nicht verlassen werde.

Als SYRIZA-Chef war er bereits 2023 abgetreten, nachdem die Linkspartei zum zweiten Mal eine schwere Wahlniederlage gegen die konservative Nea Dimokratia des aktuellen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis erlitten hatte. Es wird erwartet, dass der Linkspopulist demnächst eine neue politische Bewegung vorstellen wird. Zuletzt war SYRIZA von internen Zersplitterungen und Machtkämpfen geprägt gewesen.

(APA)